Bauten: Grünmarkt 23

Grünmarkt Nr. 23

Grünmarkt Nr. 23Dieses Haus erhielt seine jetzige Biedermeierfassade durch einen Umbau im Jahre 1807.

Der erste bekannte Besitzer des Hauses Grünmarkt Nr. 23 (Ennskai Nr. 44) war um 1543 der Fleischhauer Jörg Khöll. Khöll war auch Besitzer der Häuser Pfarrgasse Nr. 5 und Grünmarkt Nr. 9. Ihm folgte sein Berufskollege Hieronymus Hämbl (1567 bis 1586). Seiner Witwe wurde 1586 gestattet, in diesem Hause Wein und Bier auszuschenken, ihr wurde sogar das Bürgerrecht verliehenen.

Die folgenden Eigentümer des Hauses Grünmarkt Nr. 23 waren Lukas von Sandt und gegen 1597 der Handelsmann Jakob Putz sowie ab 1620 Leonhard Püstrich. Püstrich musste 1628, wie viele andere Steyrer Bürger, wegen seines protestantischen Glaubens die Stadt verlassen.

Gegen 1635 kam das Haus um 300 Gulden an den Gastgeb Georg Grienwaldt. Georg Grienwaldt besaß um die gleiche Zeit auch einen Teil des Hauses Pfarrgasse Nr. 4. Um 1648/49 wird die Grienwaldtsche Witwe als Hausbesitzerin genannt. Die Besitzverhältnisse in diesen Jahrzehnten waren nicht restlos zu klären. Auch in der Hausbeschreibung von 1669 wird dieses Haus nicht erwähnt. Wahrscheinlich 1663 ist das Haus an den Pfundauswäger Gregor Schinnerer von Schinnern übergegangen.

Schinnerer wurde am 16. Februar 1678 zum Burgermeister der Stadt Steyr gewählt und fungierte bis 1687 in dieser Funktion. Die Herkunft Schinnerers ist unbekannt. 1647 wird er zum ersten mal im Ratsprotokoll erwähnt. Er hatte auch das Amt eines Inspektors des Messererhandwerkes, das des Bruderhausverwalters und des Schulinspektors über. Sein Wappen zeigt einen Bergmann mit Wünschelrute und Zirkel. 1689 wurde Schinnerer "Kaiserlicher Rat" und mit dem Prädikat "Von Schinnern" ausgezeichnet. Am 13. September 1690 nahm er zum letzten Mal als Ratsenior an einer Ratssitzung teil. Er starb am 25. Oktober des gleichen Jahres im Alter von 78 Jahren. Schinnerers Amtszeit war vom Auftreten von Infektionskrankheiten und dem Türkensturm von 1683 geprägt. Gregor Schinnerer war zweimal verheiratet gewesen: Katharina, geborene Hagmayr und Maria Elisabeth, geborene Egerer. Als Nachkommen werden sechs Kinder genannt.

Der nächste Besitzer war der Eisenkämmerer Johann Andreas Menhardt. Er starb am 13. Oktober 1737 im 65. Lebensjahr. Der Besitzer seit 1708 Johann Adam Schrottmüllner starb am 6. April 1720 im 42. Lebensjahr und vererbte das Haus seiner Witwe Anna Polyxena (geborene von Paumgarten), die 1732 Johann Georg Rogg ehelichte und ihm das Haus in die Ehe brachte.

Johann Georg Rogg war Verwalter der Herrschaften Rohrbach und Klingbrunn gewesen. Er hatte im Jahre seiner Hochzeit das Bürgerrecht bekommen. Er starb am 15. April 1775 im 86. Lebensjahr. Erbe war seine zweite Frau Barbara. Um 851 Gulden wurde das Haus am 25. September 1779 an den Waldförster der Eisenobmannschaft und späteren Kanzleiexpeditor Johann Baptist Schlager veräußert, der es bis 1800 besaß. Die Familie Schlager ist später, von 1814 bis 1866 auf dem Hause Enge Nr. 17 nachzuweisen.

Am 28. April 1800 kaufte Tobias Ichzenthaller, der selbst mit seiner Frau Katharina im Hause Grünmarkt Nr. 19 wohnte, für seinen Sohn Josef, damals Sattlergeselle in Graz, das Haus Grünmarkt Nr. 23. Josef Ichzenthaller besaß die Behausung als Weißwarenhändler bis zum Jahre 1805. Besitznachfolger war sein Bruder Richard.1810 brachte die Ichzenthalterische Schwester Barbara ihrem Gatten Hypolitus Ptattinger das Haus in die Ehe mit. Die weiteren Besitzer des Hauses Grünmarkt Nr. 23 waren Vertreter des Kleingewerbes, so Josef Dunst (1814 bis 1832), Franz Kühnel (bis 1848), dann dessen Witwe Barbara (bis 1855) schließlich die Familien Paul und Maria Maderleithner (bis 1868), Michael und Theresia Buchner (bis 1869) und Matthias und Elisbeth Kronlachner (bis 1877).

Dr. Volker Lutz

(Steuerbücher, Ratsprotokolle, Grundbücher und Kaufverträge im Archiv der Stadt Steyr. - Inge Krenn, Häuserchronik. - Erlefried Krobath, Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr 25/1964)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 8/1977