Bauten: Grünmarkt 10

Grünmarkt Nr. 10

Das Haus Grünmarkt Nr. 10 mit den Pfeilerarkaden seines Hofes und der mit einer Sonnenuhr geschmückten Fassade stammt aus dem letzten Jahrzehnt des 16 Jahrhunderts.

Als erster bekannter Besitzer des Hauses Grünmarkt Nr. 10 wird im Jahre 1481 die Fleischhauerfamilie Michael und Ursula Strenberger genannt. Für die benachbarte und 1479 ins Leben gerufene Traindtsche Stiftung (Pfarrgasse 9) traten sie am 3. Mai 1481 einen Teil des Areales des Hauses Grünmarkt Nr.10 ab. Von dem Handelsmann und Kürschner Hans Kol ging das Haus in den Sechzigerjahren des 16. Jahrhunderts an den Gastwirt Veit Pfäffel über. Ab 1566 besaß Hans Kol auch das Haus Pfarrgasse Nr. 18 (Berggasse Nr. 81). Das Stammhaus der Familie Kol war Grünmarkt Nr. 9 gewesen.

Im Jahre 1586 kam das Haus Grünmarkt Nr. 10 an Sebastian Klingler und seine Gattin Anna. Diese Anna war viermal verheiratet gewesen - zuerst mit Hans Galfuess, der auch das Haus Grünmarkt Nr. 21 besessen hatte und im 35. Lebensjahre gestorben war, dann der schon genannte Gastwirt Sebastian Klingler, der am 13. September 1597 im 36. Lebensjahr starb und dann Paulus Trauner. Trauner ließ 1599 die Fassade des Hauses mit der interessanten kürzlich freigelegten und renovierten Sonnenuhr versehen. Am 7. Jänner 1607 wurde Trauner zum Stadtrichter gewählt. Ein Jahr später ist er Vertreter der Stadt Steyr beim Landtag in Horn. Er starb 1609 und wurde am 18. Oktober begraben. Seine Witwe Anna heiratete am 6. September 1610 Caspar Reinhardt.

Im September 1613 wollte Reinhardt das Haus Grünmarkt Nr. 10 durch einen Zubau erweitern. Da dieser durch - Entzug von Tageslicht dem benachbarten Taindtschen Benefiziatenhaus Nachteile brachte, musste nach einer Beschau durch den Stadtrat der Bau eingestellt und der schon errichtete Bau abgerissen werden.

In dem Reinhardtschen Gasthof " Zum Goldenen Hufeisen" konnten hohe Gäste begrüßt werden, so u.a. am 23. April 1615 Georg von Stubenberg, der ehemalige Inhaber der Herrschaft Steyr der Jahre 1610 bis 1614. Am 17. Dezember 1617 wurde Reinhardt neuerlich zum Stadtrichter gewählt. Am 22. Juni des folgenden Jahres verkündete er sein erstes Todesurteil. Am 14. Mai 1619 fungierte Reinhardt als Befehlshaber der Bürgerwehr (Stadtkapitän). Am 20. Oktober 1620 wurde der schon lange gesuchte Räuber Helm in seinem Gasthaus verhaftet. In den Jahren 1622 und 1625 wird Reinhardt als Kirchenamtsverwalter genannt, 1625 kam er in den Inneren Rat.

Caspar Reinbarts Rolle im Bauernkriegsjahr 1626 konnte noch nicht ganz geklärt werden. Im Juli 1626 stellte er dem Prediger der Bauern, die Ende Mai in die Stadt gekommen waren, sein Haus Grünmarkt Nr. 10 über einen Monat lang für Predigt, Beichte und Kommunion zur Verfügung. Am 1. Juli 1626 fand eine große Predigt auf dem Grünmarkt statt. Vor dem Hause Grünmarkt Nr. 10 waren lange Bankreihen für die Zuhörer aufgestellt worden. Die Nachbarhäuser waren mit frischem Laub geschmückt. Im Keller hörte der Prädikant dann die Beichte ab, im großen Gasthaussaal spendete er die Kommunion.

Nach Vertreibung der Bauern wurde Reinhardt der Zusammenarbeit mit den Aufständischen beschuldigt und am 7. Dezember 1626 im Rathaus arretiert, und sein Haus Grünmarkt Nr. 10 gesperrt. Am 13. Dezember erfolgte eine Inventur. Am 19. Dezember wurde Reinhardt einem neuerlichen Verhör unterzogen und am gleichen Tage gegen Bürgschaft entlassen; doch bis 1630 bekam Reinhardt keine Funktion in der Stadtverwaltung mehr. Am 13. September 1627 stieg der Fürst von Eggenberg im Gasthof Grünmarkt Nr. 10 ab. Am 21. Juli 1630 wurde Reinhardt zum Stadtrichter gewählt. Aus nicht überlieferten Gründen wurde er vorn kaiserlichen Kommissar nicht bestätigt. Reinhardt verblieb aber weiter im Inneren Rat.

Im Testament der Anna Reinhardt vom 12. Februar 1629 wird bezeugt, dass das Haus Grünmarkt Nr. 10 in den Bauernkriegen beschädigt worden war. In der Hausbeschreibung von 1669 wird das Haus als leer und öd bezeichnet. Der damalige Besitzer Andreas Weingartner starb am 13. August 1679. Über den Gastgeb Hans Wolfsgruber ging das Haus 1733 an Wolfgang Burner über, der die Wolfsgrubersche Tochter Maria Anna geheiratet hatte. Wolfsgruber war gebürtiger Linzer und bevor er das Bürgerrecht in Steyr bekommen hatte, war er Hofkellner im Stifte Seitenstetten. Im Erbwege ging das Haus 1742 an Anton Wolfsgruber über.

Die nächsten Besitzer waren die Gastwirte Franz Menhart (1755 bis 1807), Josef Wolfsgruber (1807 bis 1809), von 1805 bis I807 hatte Josef Wolfsgruber das Gasthaus "Zum Elefanten" - Grünmarkt Nr. 25 - geführt, Franz Trenklmüllner (1809 bis 1819) und Simon Hiessmayr (1819 bis 1822).

Simon Hiessmayr stammte aus dem Hubergut zu Sierning. Er hatte 1819 die Witwe Theresia nach Franz Trenklmüllner geehelicht. Der Gastwirt Matthias Schittengruber erwarb am 11. 6.1822 das Haus Grünmarkt Nr. 10. 1835 ging es an Johann Ettmayr über; 1836 wird der Hutmacher Franz Widgschlager als Besitzer genannt.

Dr. Volker Lutz

(Steuerbücher 1598, 1635, 1648, 1694 und 1735. - Ratsprotokolle 1611, 1650, 1733, 1742, 1755. - Jacob Zetl, Chronik der Stadt Steyr, 1612-1622. - Valentin Preuenhueber, Annales Styrenses. - Dehio, Oberösterreich. - Franz Eppel, Eisenwurzen. - I.Krenn, Häuserchronik)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 8/1974