Bauten: Enge Gasse 17

Haus Enge Nr. 17

Haus Enge Gasse Nr. 17Dieses fünfachsige und zweistöckige, mit einem Scheingiebel versehene Haus wurde schon 1974 in die Fassadenaktion der Stadt Steyr einbezogen und trägt nunmehr durch seine alten, trotzdem fast modern anmutenden Sgraffiti (vgl. Ennskai Nr. 5), den Fenstergewänden im ersten Stock und der Scheinarchitektur zum Schmuck der Engen Gasse in Steyr bei.

Das Haus Enge Nr. 17, deren Besitzer die Grundabgaben durch Jahrhunderte dem Bürgerspital zu leisten hatten, wird um 1491 dem Tyboldt Rarmoser gehörig bezeichnet. Weitere Mitglieder dieser Familie werden mit Berchtold (1441, Berggasse Nr. 79) und Hans (1455) und Chunrad (1567, Enge Nr. 27) genannt.

Um 1505 gehörte das Haus dem Thomas Selzam und in den Vierziger Jahren der Witwe nach Andreas Rosenstingl. Das Stammhaus der Familie Selzem ist Enge Nr. 4 (Berggasse Nr. 3). Ab der Mitte des Jahrhunderts hatten Vorderhaus (Enge Nr. 17) und Hinterhaus (Endskai Nr. 9) verschiedene Besitzer. Auf Enge Nr.17 waren angeschrieben: der Schneider Stephan Artmann (1567 - 1609), der Goldschmied Wolf Hauser(1609bis 1620), Margarete Seyder (vor 1651) und der Bäckermeister Hans Hornhuber (um 1651).

Wolf Hauser hatte am 3. Juli 1609 die Artmann'sche Behausung gekauft (600 Gulden). Erst am 9. April 1611 wird die halbe Währung (300 Gulden) als bezahlt bezeichnet. Er starb am 11. November 1620 im 63. Lebensjahr. Wolf Hauser hat eine schöne Ansicht von Steyr in Kupfer gestochen. Die Jahreszahl "1584" wurde nachträglich in die Bildaufschrift eingesetzt. Dr. Josef Ofner datiert die Entstehung des Hauser-Stiches um 1610. Diese Datierung wurde den archivalischen Aufzeichnungen eher entsprechen als 1584! Das Hinterhaus (Ennskai Nr. 9) ging von dem Nestler Wolfgang Erlinger (1567 bis 1586) an seinen Berufskollegen Georg Gallenberger (um 1597), dann an dessen Witwe Catharina (um 1625), von deren Erben an die Bäckerin Gertraud Knabl (um 1645) über, bis dann Hans Hornhuber 1651 beide Hausteile gemeinsam bis 1669 besaß.

Im Jahre 1669 kam es zu einer neuerlichen Besitzteilung. Das Hinterhaus wurde von Hornhuber an den Schuhmacher Christoph Korner verkauft. Im Vorderhaus folgten nach Horuhuber Valentin Aigner und von 1710 bis 1715 N. Niss (vielleicht Josef Franz), im Hinterhaus auf Christoph Korner der Bäcker Andreas Peyrl(um 1684) und dann die schon oben Genannten, der Maurermeister Georg Aigner und ab 1715 N. Niss. Der Handelsmann Niss vereinigte 1715 endgültig beide Hausteile in einer Besitzerhand. 1731 kaufte Johann Christian Hirth das durch den Brand von 1727 zerstörte Haus. Der Eisenhändler Michael Ruebacher und dann seine Witwe Maria Anna besaßen das Haus bis 1788. Dann ging dieses zwar an. den Obervorgeher der Innerberger Hauptgewerkschaft in Weyer Engelbert von Wintersberg über. Doch das Eisenhandelsgewerbe blieb weiterhin der Verkäuferin vorbehalten.

Die grundbücherlichen Aufzeichnungen weisen als nächste Besitzer den Eisenhändler Franz Schontban (1797 bis 1802), den Stadtkassier Franz Xaver Gruber (1802 bis 1810) und dann den Lehrer Joseph Sengt (1810 bis 1814) als Besitzer aus. Am 30. August 1814 kam die Fabrikantenfamilie Schlager durch den Kauf um 9.000 fl. in den Besitz des Hauses Enge Nr. 17. Die Hälfte des 1824 wiederum abgebrannten Hauses kam 1829 als mütterliches Erbteil an den Sohn Johann Baptist, nach dem Tode des Vater 1832, dessen Teil über die Witwe Anna wiederum an den Sohn als nunmehrigen Gesamterben (bis 1866).

Die radizierte Eisen-, Geschmeid- und Nagelhandlungsgerechtigkeit wurde schon 1801 über Ansuchen von Franz Schöntban auf das Haus Stadtplatz Nr. 9 (Meditzhaus) übertragen.

Dr. Volker Lutz

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 1/1976