Bauten: Gasthaus zum Goldenen Stuck

Das ehemalige Gasthaus zum "Goldenen Stuck" (Enge Gasse Nr. 15)

Das ehemalige Gasthaus zum "Goldenen Stuck" (Enge Gasse Nr. 15)Mit dem Worte "Stuck" bezeichnete man in früheren Jahrhunderten ein Geschütz. Als Steckschild schwebte daher einst über dem Haustor eine goldene Kanone.

Der erste Gastwirt war Johann Georg Auer, der als Goldschmied 1713 das Haus um 200 Gulden erwarb, dann aber seinen erlernten Beruf aufgab und die Leutgebschaft ausübte. Seine Vorgänger gehörten fast durchwegs dem Handelsstande an.

Noch heute erinnert im 2. Stock ein bemerkenswertes Renaissance-Portal an das Geschlecht der Rottaler, welches im 16. Jahrhundert die Liegenschaft bewohnte. Das mit einer Stuckumrahmung aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts versehene Türgewände trägt die Hausmarke und das Wappen dieser Familie.

Nach 1567 besaßen das Haus die Kaufleute Hans Fennzl, Hans Weiß und Stephan Forster, die auch mit Venediger Waren handelten. Im 17. Jahrhundert gehörte es Georg Rainprecht, dem Hutmacher Hans Jakob Abrauffer und dem Fragner Tobias Fischer.#

Wie die vorragende Fassadenhälfte andeutet, wurden hier schon in gotischer Zeit zwei Häuser zu einem Gebäude vereinigt. Gotisch sind noch die wuchtigen Steingewände mit Schulterbogen und im Hof der auf Konsolen ruhende doppelte Säulengang.

Der Grund auf dem das Haus erbaut wurde, gehörte einst der Herrschaft Losensteinleiten-Gschwendt, welcher laut Urbar aus dem Jahre 1491 ein "verzwickter Dienst" zu reichen war. Dieser Dienst bestand in einer geringen Natural- oder Geldleistung, die aber pünktlich an einem bestimmten Tag entrichtet werden musste, wollte der Besitzer das Haus nicht verlieren.

Aus der Barock- und Rokokozeit stammen ein überaus reich ornamentiertes Portal im 2. Stock (1695), vorzügliche Stuckdecken und die schöne Fassade. Die sechs Fenster des ersten Stockwerkes krönen Flachreliefe, Männerköpfe darstellend. Jedes Haupt schmückt ein Lorbeerkranz. Zierlich sind die gotischen Fenstergewände des zweiten Stockes. Die prächtigen Fensterverdachungen zieren Köpfe jugendlicher Personen.

Das kunstgeschichtlich bedeutende Haus gehörte in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts und später Simon Wohlzogen, Johann Michael Pichler, Anton Schmidinger, Karl Reichartseder, Joseph Rahofer und anderen Gastwirten. Gegenwärtig besitzen die Liegenschaft Friedrich und Theresia Hießmayr.

Dr. Josef Ofner

(Dehio, Oberösterreich, 1958. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, Diss. 1950)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 4/1973