Bauten: Gasthaus zum Andreas Hofer

Das Gasthaus "Zum Andreas Hofer" (Enge Gasse Nr. 5)

Das Gasthaus "Zum Andreas Hofer" (Enge Gasse Nr. 5)Das nach dem Tiroler Freiheitshelden benannte Weinhaus gehörte in früheren Jahrhunderten Handelsherren, die zumeist sehr begütert waren und in der Stadtverwaltung eine Rolle spielten. So versah Michael Aidn, der von 1567 bis 1596 das Haus besaß, das Bürgermeisteramt. Schon als junger Ratsherr hatte der den Bau des 1574 vollendeten Wasserturms zwischen den Brücken zu überwachen. Als Kaufmann unterhielt er Handelsbeziehungen zu Venedig, erwarb im Burgfried der Stadt mehrere Liegenschaften und ließ an der Sierningerstraße das Aichetschlössel erbauen.

In der Zeit der Gegenreformation gehörte das Gebäude dem Ratsherrn und Apotheker Marx Wuschletisch, nach dem Dreißigjährigen Kriege dem Eisengroßhändler Georg Mittermayr.

Dessen Sohn Hans Ludwig erlangte als kaiserlicher Waffenlieferant, Faktor des Quecksilberhandels für die Erblande und das Reich, als Kupferadministrator, Appaltator der Kärntner Bleiproduktion und als Administrator des Sensenhandels nach Polen größte Bedeutung im Wirtschaftsleben Österreichs. Mit kaiserlicher Bewilligung legte er 1684 seinen Stammnamen ab und nannte sich "von Waffenberg".

Auch die Familie Brandegski, in deren Händen sich die Liegenschaft von 1723 bis 1836 befand und Franz Xaver Wickhoff (1836 - 1845) betrieben den Eisen- und Stahlhandel. Erst mit Andreas Rumpfhuber gelangte ein Handwerker( Hutmacher) in den Besitz des Hauses. Seit Jahren wird in dem der Familie Bucsek gehörigen Gebäude die Gastwirtschaft ausgeübt.

Das aus dem Mittelalter stammende Bürgerhaus hatte gleich anderen Häusern in der Enge "verzickten Dienst" an die Herrschaft Losenstein-Gschwendt abzuführen.

Die vorkragenden Stockwerke besitzen eine reich verzierte Fassade, die mit einer hübschen Attika abschließt. Die hohe Schauseite zeigt drei Fensterachsen, Pflastergliederung, Adlerköpfe unter den Fensterverdachungen des ersten Stockes und im zweiten Obergeschoß das "Auge Gottes", umgeben von fünf Engelköpfen. Die vier Wandpfeiler krönen Mädchenhäupter. Die vorzügliche, in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstandene Stuckverzierung dürfte nach dem Brand des Jahres 1825 geändert worden sein.

Abschließend sei hingewiesen auf den im Vorhaus in einer Ecke über dem Eingang eingemauerten rustikalen Kopf mit Halskrause, im Volksmund früher "Fadingerkopf" genannt. Bis heute konnte diese Plastik nicht glaubwürdig gedeutet werden. Vielleicht handelt es sich um den Kopf eines Zwerges aus den Gärten des 1787 aufgehobenen Benediktinerklosters Garsten.

Dr. Josef Ofner

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 5/1973