Bauten: Nothaft-Haus

Das Nothaft-Haus (Enge Gasse Nr. 31)

Das Nothaft-Haus (Enge Gasse Nr. 31)Seit dem Jahre 1847 befindet sich das Warenhaus, welches in früheren Jahrhunderten vorübergehend eine Gastwirtschaft beherbergte, im Besitze der Familie Nothaft. Das durch die Brandkatastrophen der Jahre 1727 und 1824 beschädigte Gebäude besitzt aus gotischer Zeit noch das Hauptportal, mächtige Spitzbogenfenster, über dem Erdgeschoß ein renoviertes Maßwerkfriesband und im Hof spätgotische Bauglieder, vornehmlich Türgewände.

Ennsseitig schmückt die vor einigen Jahren restaurierte Fassade ein schöner Erker, der ein Rundbogentor überragt. Ihn zieren fünf Wappenfelder aus Stein, die jedenfalls früher bemalt waren. Der Hintertrakt, in dem der Rundbogen vorherrscht, stammt aus der Zeit der Renaissance. Vermutlich wurde er nach Zerstörung durch das Hochwasser der Enns im Juli 1572 neu gestaltet.

Der erste bekannte Besitzer des Hauses war nach I. Krenn der reiche Nürnberger Tuchhändler Chuonrat (Kunz) Horn. Dieser schenkte, wie Valentin Preuenhueber in seinen Steyrer Annalen berichtet, seinem Diener Leonhard Köberer ein Haus in der Ortschaft Vogelsang, bedachte die Stadtpfarrkirche mit Stiftungen und ließ in Aichet ein wertvolles gotisches Relief, darstellend die Gregoriusmesse, errichten. Es befindet sich heute an der Gartenstützmauer des Hauses Sierningerstraße 126. Horns Rotmarmorgrabmal an der äußeren Sakristeiwand der St.-Lorenz-Kirche in Nürnberg ist ein prächtiges Werk des Salzburger Bildhauers Hans Valkenauer. Die "Christkönig" darstellende Marmortafel gilt als die größte der süddeutschen Kunst.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gehörte das Nothaft-Haus dem Bürger Hanus Vorster und nach 1563 der Familie Reischko. Matthias Reischko, vermählt mit der Augsburgerin Felicitas Groß, war Ratsbürger, sein Sohn Hans, der nach Venedig handelte, versah das Stadtrichteramt in den Jahren 1601 und 1602. In der Zeit der Gegenreformation dürfte er nach Regensburg ausgewandert sein.

Über die folgenden Eigentümer des Hauses sind erst wieder ab 1660 sichere Nachrichten vorhanden. Bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts besaßen es die Gastwirte Achaz Pleckenfierster, Kolman Stapfinger und Ferdinand Facher, der auch von 1772 bis 1781 als Stadtrichter fungierte. In der Biedermeierzeit arbeitete in diesem Haus der Seidenstrumpfwirker Simon Zachhuber. Seit 1958 besitzt die Liegenschaft Maria Nothaft.

Dr. Josef Ofner

(Dehio, Oberösterreich, 1958. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, Phil.Diss. 1950 - V.Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740. - E.Eichhorn, Die St.-Lorenz-Kirche in Nürnberg, 1960. - Bezirksgericht Steyr, Grundbuchamt)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 3/1973