Bauten: Alte Post

Die Alte Post (Stadtplatz Nr. 46)

Die Alte Post (Stadtplatz 46)Wie der Renaissancebau der Bezirkshauptmannschaft, so reicht auch die alte Post. in die Pfarrgasse oder, wie man früher sagte in den "Kirchweg" hinein. Die langgestreckte, mit Erker und schlichtem Barockdekor ausgestattete Fassade lässt erkennen, dass das Bauwerk eine Vereinigung mehrerer Häuser darstellt. Anfänglich dürften es drei Gebäude gewesen sein, urkundlich nachweisbar aber sind nur zwei Häuser, die Gewerbetreibenden (Wirte, Bäcker) gehörten. Um 1630 vereinigte der Gastgeber Peter Wezel beide Gebäude zu einer Liegenschaft. Aus dieser Zeit stammt wahrscheinlich die in einer Nische befindliche Statue des heiligen Florian.

Im Jahre 1675 kaufte das der Familie Aichholzer seit 1645 gehörige Gasthaus um 400 Gulden der kaiserliche Postmeister Johann Adam von Paumgartten. Er war der Sohn des Ennser Stadtrichters Michael Paumgartner, betrieb in Steyr nebenbei die Gastwirtschaft, war- Mitglied des Inneren Rates und starb am 15. Dezember 1704. Nahezu hundert Jahre lang verblieb der Postdienst noch in den Händen dieser Familie: Stadtrichter Johann Adam von Paumgartten (1704 - 1730), dessen Erben (1730 - 1742), Bürgermeister Johann Reichard von Paumgarten (1742 -1782) und Reichard von Paumgarten (1782 - 1802). Ein Mitglied dieser Postmeisterfamilie war der in diesem Hause 1750 geborene Bürgermeister Dr. jur. Sylvester von Paumgartten (1786 - 1803) . Seine Rede an die Bürgerschaft der Eisenstadt anlässlich des Friedens zu Campo Formio (17. Oktober 1797) wurde in Steyr gedruckt. 1803 übernahm er das Hofrichteramt im Stift Schlägl und wirkte anschließend als Syndikus in Rohrbach.

Laut Kaufvertrag vom 4. Jänner 1802 erwarb Anton Mayrhofer um 3000 Gulden den Gesamtbesitz, und zwar das Haus samt Postregal, Wirt- und Leutgebschaftsgerechtigkeit, ein Stöckl in der Berggasse, einen Stadel in der Schönau und andere Liegenschaften, ferner die Fronleichnams-Altarrequisiten, Schlitten, Wagen und 11 Postpferde. Die Familie Mayrhofer versah den Postdienst durch fünfzig Jahre.

Nach 1852 besaßen das Posthaus Anton Maschek (1852 - 1864) und die Familie Preißl (1864 - 1867), Knesek-Bartosch (1867 - 1882), Klingelmayr (1882-1904) und Viertl-Lachensky (1904 - 1922). Seit dem Jahre 1922 gehört das Gebäude der Elektrobau-Aktiengesellschaft.

Dem 1871 ärarisierten Postamt wurde das Telegraphenamt und 1891 die Telephonzentrale angegliedert. Diese Maßnahmen bewirkten bereits größere Raumschwierigkeiten. Da in den folgenden Jahren die Amtslokalitäten nicht mehr den Anforderungen entsprachen, übersiedelte das Post- und Telegraphenamt Steyr 1 am 1. Mai 1911 in das Gebäude Grünmarkt Nr. 1.

Dr. Josef Ofner

(E.Krobath, O.Ehler, Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyrs und ihre Besitzer, 1957. - Dehio-Hanisch, Oberösterreich, 1958. - F.Trojak, 20 Jahre Neue Post in Steyr, 1931. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, 1951)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 7/1972