Bauten: Stadtplatz 33

Das Haus Stadtplatz Nr. 33

Stadtplatz 33ie im Giebelfeld des Hauses sichtbare Jahreszahl 1650 dürfte wohl andeuten, dass in diesem Jahre die vor kurzem vorzüglich restaurierte Putzquaderung, die wir in der inneren Stadt nur noch an den Häusern Stadtplatz Nr. 21 und Grünmarkt Nr. 25 finden, entstanden ist. Möglicherweise hat der damalige Besitzer Nimrod von Grüntal aus Freude über den zu Ende gegangenen Dreißigjährigen Krieg die Schauseite seines gotischen Hauses erneuern lassen.

Die Unterzeichnung des Friedensvertrages zu Münster und Osnabrück hatte zwar schon im Oktober 1648 stattgefunden, doch waren noch die Durchführungsbestimmungen festzulegen. Die in dieser Hinsicht zu Nürnberg geführten Verhandlungen kamen erst 1650 zum Abschluss.

Am 2. Juli dieses Jahres konnte der Ratsherr Gottlieb Schröffl aus Linz nach Steyr berichten, "dass Gottlob der langerwünschte Frieden zu Nürnberg dermalen wirklich geschlossen und unterschrieben sei". Aus diesem Anlass veranstaltete die Stattobrigkeit ein "Friedensfest", bei dem die "Friedensmahlzeit" allein auf 570 Gulden zu stehen kam.

Das Portal des aus dem Spätmittelalter stammenden Wohnhauses bildet ein gedrückter Spitzbogen. Im Scheitel desselben bemerkt man das Malteserkreuz. Nach Waldstein-Wartenberg wurde es ursprünglich "als Sinnbild Christi angesehene", seit dem Ende des 15. Jahrhunderts symbolisieren die acht Spitzen desselben die acht Seligkeiten. Vermutlich ließ es der schwerreiche Ratsherr und Handelsmann Hans Gromatschmidt, der in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts das Haus besaß, anbringen.

Im vorderen und im hinteren Gebäudetrakt ist die Kunst der Renaissance gut vertreten. Eine prächtige Holzdecke, die erst vor wenigen Jahren in einem Gemach des ersten Stockes entdeckt wurde, ließ wahrscheinlich um 1620 der Gastwirt Hans Wezl einziehen. Spätere Besitzer haben den großen Raum, der als Tanzsaal gedient haben mag, unterteilt und die Holzdecke durch einen gewöhnlichen Plafond unsichtbar gemacht. Jedenfalls ließ Wezl um diese Zeit (1619) auch die Fassade des ennsseitigen Hauses mit Malereien schmücken. Reste dieser Verzierung (Fensterumrahmungen, eine Engelfigur, ein Frauenkopf, ein Vogel mit Natter) kamen anlässlich der Renovierung zum Vorschein.

Sehenswert sind auch die beiden Höfe. Während im oberen Arkadengang des Innenhofes seltene Holzsäulen zu sehen sind, entzückt der kaiseitige Hof durch seine musterhafte Erneuerung.

Das kunstgeschichtlich interessante, einst mit einer Hauskapelle ausgestattet Gebäude, in dem sich durch Jahrhunderte eine Gastwirtschaft befand, seit 1849 eine Buchhandlung untergebracht ist und gegenwärtig auch ein Foto-Atelier beherbergt, gehörte seit 1695 den Familien Mayr, Sturm, Müller, Lachner, Steibl, Weißmayr, Stehle, Sandböck und Stigler, seit 1917 besitzt es die Familie Mehwald.

Dr. Josef Ofner

(Stadtarchiv: Ratsprotokolle. - Waldstein-Wartenberg, Das Malteserkreuz. - Dehio, Oberösterreich. - E.Krobath, O.Ehler, Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyrs, 1956)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 6/1972