Bauten: Haus der Steyrer Eisenkompanie

Das Haus der Steyrer Eisenkompanie (Stadtplatz Nr. 15 - Imlinger Christine)

Das Haus der Steyrer Eisenkompanie (Stadtplatz Nr. 15)Sonderbarerweise wird das aus der Zeit der Gotik stammende Haus im Dehio (Handbuch der Kunstdenkmäler Österreichs) nicht erwähnt. Die platzseitige Fassade des vor einigen Jahren vorzüglich restaurierten zweistöckigen Gebäudes zeigte ein einfaches Renaissanceportal und spätgotische Fenstergewände. Das Bauwerk wirkt durch seine Schlichtheit, nur drei Fensterachsen gliedern die Schauseite. Kräftiger tritt die Gotik an den Eingängen und Fenstern der nördlichen Hauswand und des mit einem malerischen Eckerker ausgestatteten ennsseitigen Hauses in Erscheinung. Der damaligen Mode entsprechend erhielt es wie andere gotische Stadtbauten um 1650 den anlässlich der Renovierung freigelegten Sgraffitoschmuck. Wie am Hause Enge Nr. 4 (Dr. Hermann Gerber) so ist auch hier das Delphin-Motiv zu sehen. Das über einem Fenster befindliche Bindenschildwappen hat wohl ein im Eisenwesen führender landesfürstlicher Beamter, dem der Besitz gehörte, anbringen lassen.

Schon 1458 wird das Gebäude erwähnt. Damals besaß es der reiche Stadtrichter Hans Hutter, im 16. Jahrhundert gehörte es der Stadtrichter- und Eisenhändlerfamilie Dorninger. Gegen Ende dieses Jahrhunderts erwarb das Haus die um 1581 gegründete Eisenkompanie ("Companie oder bürgerliche Eisenhandlungsgesellschaft von Steyr"). Diese Gesellschaft übernahm den privaten Stahl- und Eisenhandel der Bürgerschaft. Der Garant für die Durchführung der "Companieordnung" war die Stadt Steyr. Die Kompanie, die der 1584 errichteten landesfürstlichen Eisenobmannschaft unterstand, belieferte hauptsächlich Süddeutschland (Regensburg, Nürnberg, Augsburg) mit Stahl und Eisen. Um 1620 bewirkten die politischen und konfessionellen Unruhen den allmählichen Niedergang dieser Gesellschaft. An ihre Stelle trat 1625 die "Innerberger Hauptgewerkschaft", welche Radmeister, Hammermeister und die Stadt Steyr als Verlagsstadt umfasste.

Von den Familien, die in den folgenden Jahrzehnten das Haus bewohnten, seien genannt Ochs und Knabl. Karl Ochs von Sonnau wurde 1639 zum kaiserlichen Eisenobmann ernannt, Daniel Knabl von Mannheim war nach 1650 Obervorgeher der Innerberger Hauptgewerkschaft.

Im 18. Jahrhundert zählten zu den Besitzern der Stadtrichter Hans Jakob v. Engelstein, der Arzt Franz Christian Streb, die Eisenhändler Hirt und Zeller. Später folgten die Familien Falk, Sommerhuber und Tauschek.

Abschließend sei hingewiesen, dass sich bis 1847 an der Stelle des nördlich gelegenen Nachbarhauses (Stadtplatz Nr. 13 - Gerichtsgebäude, Rep. Österreich) das so genannte "Kirschenhaus" befand. Von 1482 bis 1748 bestand in demselben eine dem hl. Nikolaus geweihte Kapelle. Seit 1651 gehörte das Gebäude der Stadtgemeinde und diente vorwiegend als Zeughaus und Kaserne.

Dr. Josef Ofner

(I.Hack, Steyr und seine Beziehungen zum innerbergischen Eisenwesen, 1953. - L.Bittner, Das Eisenwesen in Innerberg-Eisenerz bis zur Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft im Jahre 1625, 1901. - E.Krobath, O.Ehler, Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyrs, 1956. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, Phil.Diss.1950. - V.Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 5/1972