Bauten: Gwenghof

Der Gwenghof (Spitalskystraße 12 - Österreichische Bundesforste)

Der Gwenghof (Spitalskystraße 12)Der an der Straße nach Christkindl gelegene Gwenghof ist ein uraltes Wirtschaftsgebäude der ehemaligen kaiserlichen Burgherrschaft Steyr. Schon im Jahre 1298 wird er in einer Urkunde als Hof in der Tweng (=Mulde) bezeichnet. An das ältere Bauwerk erinnert im hinteren Trakt ein in der Zeit der Renaissance errichteter Brunnen, der eine vorzügliche Steinmetzarbeit darstellt.

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, und zwar im Jahre 1666, gelangte der Hof in den Besitz des Grafen Johann Maximilian von Lamberg, der in diesem Jahre die Herrschaft Steyr von Kaiser Leopold I. um 365.844 Gulden gekauft hatte.

Sein heutigen Aussehen erhielt das Gebäude im 18. Jahrhundert. Anna Maria Gräfin Lamberg ließ es laut Kontrakt vom 12. Juli 1710 um 400 Gulden durch den Steyrer Baumeister Georg Aigner um "einen Stock" vergrößern. Der Ausbau zu einem Vierkanthof und die Gestaltung der mächtigen Fassade erfolgte in den Jahren 1747 bis 1750. Fürstin Aloisia von Lamberg, geborene Gräfin von Harrach, ließ auf ihre Kosten die Bauarbeiten durchführen.

Die zehn Blendfenster aufweisende Schauseite mit den zwei Eckgiebeln, der reichen Stuckverzierung und dem wappengeschmückten Einfahrtstor wirkt überaus reizvoll. Von der einstigen Wandbemalung sind nur mehr spärliche Reste vorhanden.

Unweit des Wirtschaftsgebäudes, zwischen Steyrtalbahn und Sarningbach, erhebt sich eine hübsche Johann von Nepomuk Kapelle. Der nach zwei Seiten geöffnete Rundbau mit dem abgesetzten Kegeldach gehört zu den schönsten Wegkapellen im Stadtgebiet. Die aus Stein geformte Statue steht unter einer kleinen Kuppel, die ornamentale Fresken schmücken Ein Chronogramm am Sockel verrät, dass die Kapelle 1759 erbaut wurde: "Begehret Dessen Mächtige Vorbitt In Allen Angelegenheiten" (MDCLLLVIIII - 1759).

Lambergscher Besitz war im 18. Jahrhundert auch der benachbarte, bereits 1345 urkundlich erwähnte Stieglhof (Neulust).

Dr. Josef Ofner

(Archivalien im Landesarchiv Linz. - Dehio, Oberösterreich, 1958. - G.Goldbacher, Alte Brunnen in Steyr, 1936. - F.Berndt, Der Stieglhof - jetzt Neulust genannt, 1954. - G.Grüll, Burgen und Schlösser, 1963)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 7/1971