Bauten: Bruderhaus

Das Bruderhaus (Sierningerstraße 35 - Stadtgemeinde Steyr)

Das Bruderhaus (Sierningerstraße 35)Das alte Versorgungsheim in der Sierningerstraße war im Spätmittelalter wahrscheinlich das zum Bürgerspital gehörige Siechenhaus, in dem die mit einer ansteckenden Krankheit behafteten Spitalsinsassen Unterkunft und Pflege fanden. Es lag außerhalb der Stadtmauer, in der Nähe des Frauentores. Die zu diesem Heim und weiter nach Sierning führende Straße nannte man einst Siechengasse.

Während das Bruderhaus ja nicht zu den schönen Gebäuden unserer Stadt zählt, besitzt die dazugehörige kleine Kirche kunsthistorische Bedeutung. Im Jahre 1511 ließ sie mit Bewilligung des Garstner Abtes der reiche Bürger Hans Lueger erbauen. Damals wurde das Siechenhaus schon als zweites Altersheim verwendet, da auch Kaiser Maximilian I. zu demselben einige Güter stiftete, Weingärten in Niederösterreich vermachte 1540 Bürgermeister Hans Fuchsperger.

In der dreijochigen, einschiffigen und mit einem Netzgewölbe versehenen Kirche ist besonders der rechtwinkelig übereck gestellte Chorschluss mit seinen Halbkreisdiensten bemerkenswert. Der Baumeister ist unbekannt, jedenfalls handelt es sich um ein Werk der Steyrer Bauhütte.

An der Südwand des Gotteshauses wurde 1953 unter einer siebenfachen Tünche ein Fresko vorgefunden. Es zeigt in elliptischen Medaillons die Wappen der bürgerlichen Wohltäter Hans Fuchsperger, Hans Lueger, Hans Prandtstetter und Andreas Kölnpeck.

Die im 17. Jahrhundert renovierte, mit Sacrarium und Altar ausgestattete Kirche beschädigte überaus schwer die Feuersbrunst im Jahre 1749. Am 9. Mai kam um 11 Uhr nachts im Plixmayrischen Hause (Wieserfeld) ein Feuer zum Ausbruch, das 53 Häuser erfasste. Der Turm der Bruderhauskirche stürzte ein und die Einrichtung derselben wurde größtenteils zerstört. Der Wiederaufbau kam auf 7477 Gulden 47 Kreuzer zu stehen. Den Hochaltar schuf der Florianer Bildbauer Johann Paul Sattler, das Altarbild malte Wolfgang Dallinger.

Es war aber nicht der letzte Brand, den die Kirche zu überstehen hatte. Am 3. Mai 1842 standen in Steyrdorf, bei der Steyr und auf dem Wieserfeldplatz 196 Gebäude in Flammen. Der Turm der Bruderhauskirche kam abermals zum Einsturz. Erst am 14. Mai 1845 erfolgten Weihe und Aufsetzung des Turmkreuzes.

Dr. Josef Ofner

(Archivalien im Stadtarchiv. - Dehio, Oberösterreich, 1958. - V.Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740. - J:Kautsch, Aus den Aufzeichnungen eines Steyrer Bürgers, 1913)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 6/1971