Bauten: Schnallentor

Das Schnallentor (Gleinkergasse 46 - Stadtgemeinde Steyr)

Das Schnallentor (Gleinkergasse 46)Der im "Dehio" mit einem Sternchen bezeichnete Renaissance-Torbau unweit des Friedhofportals zählt zu den schönsten der Stadt Steyr. Während uns die Namen der Baumeister, die das Kollertor und das Neutor erbauten, überliefert sind, kennen wir nicht den Architekten des reizvollen Torturmes am Ende der Gleinker Gasse.

Wir wissen auch nicht, wann er erbaut wurde, vermutlich schon in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. da um 1543 das außerhalb der Stadtmauer liegende Wieserfeld von eisenverarbeitenden Handwerkern, vorzüglich von Messerern besiedelt wurde. Die am Turm sichtbare Jahreszahl 1613 besagt jedenfalls, dass er in diesem Jahr mit Sgraffitos geschmückt wurde, da die Stadt den Besuch des Landesfürsten erwartete.

Unter Geschützdonner trafen am 12. Juli mit großem Gefolge Kaiser Matthias und seine Gemahlin, das Herrscherpaar befand sich auf der Reise nach Regensburg, in Steyr ein. Auf dem Taborplateau, an der Burgfrieds Grenze, erwarteten die Gäste Bürgermeister, Richter und Rat. Der Stadtschreiber Hans Christoph Drummer hielt die Begrüßungsansprache, Bürgermeister Christoph Stainer reicht dem Kaiser die Stadtschlüssel, die er aber durch den Direktor des Geheimen Rates Bischof Melchior Klesl wieder zurückgeben ließ.

In ähnlicher Weise begrüßte der Magistrat vor dem Schnallentor am 8. August 1680 Kaiser Leopold l. und am 25. September 1732 Kaiser Karl VI. Auch in diesem Jahre wurde das Torgebäude anlässlich des Herrscherbesuches restauriert und an der Stirnfront mit einem vergoldeten Adler geschmückt.

Obwohl das obere Stockwerk, das im vergangenen Jahrhundert für Wohnzwecke eingerichtet wurde, mit Schießscharten (Schlüsselscharten) ausgestattet war, besaß das Gebäude nur geringe strategische Bedeutung. Wie der Name "Schnallentor" andeutet, diente es in erster Linie als Mauttor.

Die Restaurierung der frühbarocken Sgraffiti, die große Ähnlichkeit mit der Kratzputzornamentik des um 1612 erbauten Innerbergerstadels besitzen, erfolgte im Jahre 1952.

Dr. Josef Ofner

(V.Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740. - Dehio, Oberösterreich, 1958. - E.Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr, Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 22/1961, 25/1964, 27/1966)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 6/1971