Bauten: Wickhoff-Haus

Das Wickhoff-Haus (Stadtplatz Nr. 25)

Das Wickhoff-Haus (Stadtplatz Nr. 25)Wie das schöne, vor einigen Jahrzehnten freigelegte Maßwerkfries über dem Erdgeschoß anzeigt, stammt das Bürgerhaus aus spätgotischer Zeit. In der Renaissance und in der Barockzeit erfolgten Änderungen der Fassade. So wurde das zweite Obergeschoß vorgezogen und ebenerdig die Konsolen mit Säulen unterfangen.

Bei dem in den Jahren 1961/62 von der Stadtgemeinde durchgeführten Umbau des Gebäudes, wodurch eine Angliederung an das benachbarte Rathaus erfolgte, blieb die reizvolle, mit Rokoko-Fensterkörben ausgestattete Schauseite erhalten. Auch der neue ennsseitige Trakt wurde harmonisch in die alte Häuserzeile am Kai eingefügt.

Urkundlich wird das Haus erstmals im ältesten Stadtsteuerbuch aus dem Jahre 1543 erwähnt, und zwar als Eigentum des Handelsherrn Hanns Schwab. Dieser versah das Stadtrichteramt in den Jahren 1532 bis 1536 und 1539. Von 1539 bis 1542 und 1545/46 stand er als Bürgermeister an der Spitze der Stadtverwaltung.

Zu den späteren Besitzern zählten die Händl, Riesenfels, Schönthan, Wickhoff und Viertl. Im Jahre 1956 erwarb die Liegenschaft die Stadtgemeinde Steyr.

Eine aus rotem Untersberger Marmor hergestellte ovale Gedenktafel, das Gegenstück zu dem an der Fassade angebrachten Madonnenbildnis, enthält folgende Inschrift: "In diesem Hause wurde am 7. Mai 1853 Franz Wickhoff, oö. Professor der k. k. Universität Wien, der Begründer der Wiener Schule der Kunstgeschichte, geboren. Gestorben zu Venedig am 6. April 1909."

Franz Wickhoff, der Sohn des Eisenhändlers und Reichsratabgeordneten F. Wickhoff, studierte anfangs Naturwissenschaften, später Kunstgeschichte. Er wurde Kustos am Museum für Kunst und Industrie in Wien, 1882 Privatdozent für Kunstgeschichte, 1891 ordentlicher Professor an der Wiener Universität und 1903 Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Seit 1904 gab der Gelehrte die "Kunstgeschichtlichen Anzeigen" heraus.

Die nach einem Entwurf von Michael Blümelhuber und unter dessen Aufsicht gestaltete Erinnerungstafel wurde am 20. Oktober 1912 enthüllt. An der Feier nahmen teil Angehörige der Familie Wickhoff, Bürgermeister Gschaider und einige Gemeinderäte, Statthaltereirat Graf Walderdorff, Dechant Strobl, der Kommandant des 42. Feldkanonenregiments Oberstleutnant Adalbert Mikowetz Ritter v. Minkewitz, die Universitätsprofessoren Max Dworschak und Ortenthal aus Wien und andere Ehrengäste. Für musikalische Darbietungen sorgten die Gesangvereine "Kränzchen" (Ehrenchormeister Musikdirektor Bayer) und "Liedertafel" (Chormeister Prinz) sowie die Bürgerkorpskapelle.

Dr. Josef Ofner

(E.Krobath, O.Ehler, Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyrs, 1956 - Amtsblatt der Stadt Steyr, 1960. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, Dissertation, 1950. - E.Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit, 1957. - Steyrer Kalender 1914)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 7/1970