Bauten: Stadtapotheke zum Schwarzen Adler

Die Stadtapotheke "Zum Schwarzen Adler " (Stadtplatz 7 - Mag.pham. Wolfgang Bernhauer, Hasleder Henrike)

Die Stadtapotheke "Zum Schwarzen Adler " (Stadtplatz 7)Das in seiner ursprünglichen Anlage gotische Gebäude zeigt eine vornehme Stuckfassade. Sie wurde jedenfalls nach der Zerstörung des Hauses durch den furchtbaren Stadtbrand des Jahres 1727 aufgeführt. Der mit einem Laubengang ausgestattete Hof und das breite Steinportal des ennsseitigen Traktes gehören dem 16. Jahrhundert an.

Bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges war der Besitz in den Händen angesehener Kaufleute, die durch den Handel mit Venediger Waren zu großem Wohlstand gelangten. So hatten die Familien Fennzl und Pfefferl, die in der Reformationszeit das Haus besaßen, Niederlassungen in der Lagunenstadt, und zwar im Fondaco dei Tedeschi am Canal grande in der Nähe der Rialtobrücke, wo sie Steyrer Klingenwaren und Rupfen (Rohleinen) absetzten und Baumwolle, Seide, Seife, Glas, Gewürze, Süßwein, Medikamente, Farben, Südfrüchte und andere Güter einhandelten.

In der Zeit der Gegenreformation, um 1625, gehörte das Haus dem protestantischen Apotheker Franz Kretschmann. Da er sich aber zur katholischen Religion bekannte, konnte er in Steyr verbleiben. Im Jahre 1635 kaufte das Gebäude von den Erben Kretschmanns der Apothekergeselle Elias Heindl. Schon nach wenigen Jahren war er so arg verschuldet; dass er die Apotheke verkaufen musste. Im Jahre 1641 erwarb sie Christoph Khünbach. Heindl und seine Frau fristeten in der Folgezeit ein armseliges Dasein. Schon 1635 hatte Khünbach, der als Apotheker im Profeßhaus der Jesuiter in Wien tätig gewesen war, die Apotheke des Max Wuschletitsch in der Enge käuflich an sich gebracht. Nach Übernahme der Stadtapotheke musste er sie jedoch über Auftrag des Stadtrates auflassen, da in Hinkunft nur eine Apotheke in der Stadt bestehen sollte. Khünbach wurde auch befohlen, die Bürger nicht "mit allzu hohem Preis" zu beschweren. Mehrmals beklagte sich der Apotheker bei der Stadtobrigkeit über die Ärzte Dr. Schifer und Dr. Höfer, weil ersterer die Errichtung einer zweiten Apotheke anstrebte, letzterer bei Visitationen der Apotheke allerlei Mängel feststellte und Medikamente verkaufte.

Nach seinem Ableben im Jahre 1654 führten vorübergehend der Apothekergeselle Jakob Schändl und der Apotheker Johann Haller die Apotheke. Noch in diesem Jahre kaufte sie um 1400 Gulden der "Apothekenprovisor bei den Jesuitis in Linz" Johann Bittonius, der aber bereits 1657 starb. Für die Witwe Anna Regina betreute die Apotheke seit 1658 Johann Philipp Tillmez. Da er sich bis zum Jahre 1663 in der Stadt noch nicht "angekauft" hatte, drohte ihm der Magistrat mit Geld- und Arreststrafen. Dies bewirkte, dass er sich kurz hernach verehelichte und das "Kretschmannsche Haus" kaufte. Er starb 1684. Die Witwe Rosina Cordula führte die Offizin mit ihrem Sohn bis zu ihrer Verheiratung mit dem Apotheker Johann Willtbald Kemeter im Jahre 1689. Sein Nachfolger wurde 1718 Maximilian Matthäus Tilltnez, Apotheker in St. Florian. Im Jahre 1746 verkaufte er die Liegenschaft an Heinrich Khintz. Der aus Dresden gebürtige Apotheker war 1760 Mitglied des Äußeren und 1763 des Inneren Rates. Auf ihn folgten 1765 Ignaz Matthias Stauder aus Wels und 1794 die Familie Stigler, der nun bis zum Jahre 1908 das Apothekerhaus gehörte (1794 Michael Stigler, 1843 Alois Stigler, 1869 Dr. Wilhelm Stigler, 1896 Wilhelm Stigler). Anschließend besaßen die Apotheke ab 1908 Franz Niederauer und ab 1925 Luise Hansl, im Jahre 1934 übernahm sie Mag. pharm. Dr. Ernst Bernhauer.

Bis 1784 war die Adler-Apotheke die einzige im Stadtgebiet. In diesem Jahre eröffnete der Garstner Apotheker Johann Bapt. Göppl im Hause Enge Nr. 1 die Löwen-Apotheke.

Dr. Josef Ofner

(Stadtarchiv: Ratsprotokolle aus dem 17. und 18. Jahrhundert. - Dehio, Oberösterreich, 1958. - F.Berndt, Die Apotheken in Steyr, 1960. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, 1950)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 8/1971