Bauten: Meditz-Haus

Das Meditz-Haus (Stadtplatz 9)

Das Meditz-Haus (Stadtplatz 9)Die östliche Häuserreihe des unteren Stadtplatzes beherrscht das prunkvolle Meditz- Haus (Stadtplatz Nr. 9).

Das in seiner Anlage gotische Bauwerk - Portal und Mittelerker weisen noch heute darauf hin - wurde in der Spätrenaissance, vermutlich in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, bedeutend umgestaltet. Aus dieser Zeit stammt der prächtige Hof mit seinen über drei Seiten sich hinziehenden beachtenswerten dreigeschossigen, auf toskanischen Säulen ruhenden Arkaden. Der westliche Hoftrakt zeigt ein hervorragend gearbeitetes Gitter. Es stammt aus einer späteren Zeit und besteht aus Spiralen und Akanthusblättern. Otfried Kastner ("Eisenkunst im Lande ob der Enns") schreibt es jenem Meister zu, der das Emporengitter in der Michaelerkirche anfertigte.

In einer Nische des Hintertraktes befindet sich ein Wandbrunnen, den eine Neptunfigur schmückt. Er erinnert an den bis an die Meere sich erstreckenden Fernhandel, der von den Eigentümern dieses Patriziersitzes in früheren Jahrhunderten betrieben wurde. Im 16. und 17. Jahrhundert besaßen das Haus die Handelsgeschlechter Edlinger (um 1543), Urkauf, Hoffmann und Gaymam. In der Folgezeit gehörte es dem Stadtrichter und Bürgermeister Adam Wilhelm, dem Verwalter Georg Joseph von Erb, den Handelsleuten Jakob Amon Escher und Ignaz Leithner, der Innerberger Hauptgewerkschaft, dem Obervorgeher Joseph Scheuchenstuhl und um 1799 dem Oberleutnant Josef Vilander von Landsburg. Im Jahre 1800 erwarb das Gebäude die Familie Schönthan von Phernwald. 1891 der Galanterie- und Spielwarenhändler Michael Meditz.

Am Freitag, 29. August 1727, kam im Hause der Färbermeisters-Witwe Katharina Rädinger in Ennsdorf um 1/2 10 Uhr vormittags der größte Stadtbrand, den Steyr je erlebte, zum Ausbruch. Bald standen die meisten Häuser dieses Stadtviertels in Flammen. Begünstigt durch einen heftigen Wind, ergriff das Feuer auch die hölzerne Ennsbrücke, die Burg, Häuser in der Berggasse, in der Enge und auf dem unteren Stadtplatz. In der ennsseitigen Häuserzeile erlitt noch das Meditz-Haus beträchtliche Brandschäden, die vor allem eine Erneuerung des Daches und der Schauseite erforderten. Wahrscheinlich wurde damals das Gebäude, das um diese Zeit Georg Joseph von Erb besaß, mit der "gewellten" Attika ausgestattet und die siebenachsige Fassade mit reichem Stuck versehen. Anläßlich der im Jahre 1968 von der Stadtgemeinde Steyr und vom Bundesdenkmalamt subventionierten Restaurierung durch den akademischen Bildhauer Prof. Leopold Hollnbuchner wurde über dem Torbogen ein aus der Zeit Kaiser Maximilians I. (1493 1519) stammender Wappenschmuck entdeckt und erneuert.

Dr. Josef Ofner

(E.Krobath - O.Ehler, Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyrs. -I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr. - Dehio, Handbuch der Kunstdenkmäler Österreichs. - E.Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 12/1969