Bauten: Stadtpfarrkirche

Die Stadtpfarrkirche

Die Stadtpfarrkirche mit Pfarrhof und MargaretenkapelleDas spätgotische Gotteshaus St. Ägid und St. Koloman gehört zu den bedeutendsten Schöpfungen der Wiener Dombauhütte in Oberösterreich. Es zeigt in mancher Hinsicht Übereinstimmung mit dem Stephansdom in Wien (Größenverhältnis 2: 3).

Da um 1440 der Bürgerschaft das romanische Kirchengebäude nicht mehr genügte, wurde nach teilweisem Abbruch desselben im Jahre 1443 auf Kosten von "Rat und Gemein" der Bau der jetzigen Kirche in Angriff genommen.

Die Pläne erstellte Hans Fuchsbaum, Dombaumeister zu St. Stephan in Wien. Nach 1454 übernahmen die Baumeister Martin Kranschach (bis 1482), Wolfgang Tenk (bis 1513) und Hans Schwettichauer die Leitung der Bauarbeiten.

Im Jahre 1522 war das Gotteshaus bis auf das Langhausgewölbe vollendet. Am 18. März dieses Jahres jedoch vernichtete ein im Stadtbad ausgebrochener Brand Dach und Turm der Kirche, die prachtvollen Altäre und die übrige kostbare Kircheneinrichtung.

Die Stadtpfarrkirche - innenDer Wiederaufbau ging langsam vor sich. Das Gebäude wurde mit einem Schindeldach versehen und der Turm notdürftig ausgebaut. Im Jahre 1554 erfolgte der Bau der dem Langhaus angegliederten Durchgangshalle. Um 1570 wollte Bürgermeister Daniel Strasser das Langhausgewölbe ausbauen lassen. Da aber Fachleute meinten, dass die durch den Brand beschädigten Pfeiler nicht tragfähig seien, unterblieb der Gewölbebau bis in die Zeit der Gegenreformation. Erst im Jahre 1629 wurden die Bauarbeiten aufgenommen und die Gewölbe fertig gestellt.

Im Jahre 1636 konsekrierte Abt Anton II., von Garsten das vollendete Gotteshaus, das in der Barockzeit mit neuer Einrichtung ausgestattet wurde. Den Hochaltar schufen die Bildhauer Peter Thurnier und Marian Rittinger, das die Anbetung der heiligen drei Könige darstellende Altarblatt Karl von Reslfeld.

Nach Plänen von Gotthard Hayberger wurde im Jahre 1756 der Turm erhöht und mit einer barocken Kuppel abgeschlossen. Der berühmte Orgelbauer Franz Xaver Chrismann erbaute von 1774 bis 1779 eine neue Orgel.

Das 19. Jahrhundert brachte die Regotisierung der Kircheneinrichtung. Anlässlich der Aufstellung des neugotischen Hochaltares (Weihe am 3. Jänner 1858), ein Werk des Münchner Bildhauers Fidelis Schönlaub, erfolgte die Freilegung der drei gotischen Chorfenster, die seit dem Brande im Jahre 1522 zugemauert waren. Die Kanzel schuf Engelbert Westreicher, Bildhauer in Linz. Die Errichtung der neugotischen Seitenaltäre führte auch zur Beseitigung der Fenstervermauerung in den Seitenapsiden.

Am 6. Jänner 1876 zerstörten Flammen den barocken Turmhelm. Erst in den Jahren 1885 - 1889 wurde er ausgebaut. Dombaumeister Friedrich von Schmidt aus Wien entwarf die Pläne für den neugotischen Turmabschluss.

Dr. Josef Ofner

Lit.:Josef Wackerle, Die Stadtpfarrkirche zu Steyr, 1943
M. Frankhauser, Die Stadtpfarrkirche von Steyr, 1929

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 7/1969