Bauten: Einleitung

Auszug aus den Amtsblättern der Stadt Steyr
verfaßt von Dr. Josef Ofner (4/1969 - 4/1974) und von Dr. Volker Lutz (7/1974 - 12/1978)

Schöne Bauten unserer Stadt

Einleitung

Die Stadt Steyr, von der schon zu Anfang des 16. Jahrhunderts der kaiserliche Historikus Dr. Joseph Grünbeck zu berichten weiß, dass sie "viel Jahr die Kron des Lobs und der Übertreffung getragen", zählt auch in der Gegenwart in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht zu den bedeutendsten Städten Österreichs.

Hier sei vorerst nur ganz allgemein auf die hervorragenden architektonischen Sehenswürdigkeiten der Eisenstadt hingewiesen, die seit altersher Kunsthistoriker und Fremde rühmten. Besonders häufig wurden in unserem Jahrhundert ihre Vorzüge gepriesen. Aus der Fülle der Huldigungen drei Beispiele:

"Der Steyrer Stadtplatz", so schrieb schon vor etwa siebzig Jahren der Konservator E. Schmidel in der Unterhaltungsbeilage der Linzer Tages-Post, mag ihn die Sonne hell erleuchten, mag der Mond mit Giebeln und Türmen, Erkern und Säulen sein Zauberspiel treiben, mag der Platz in einsamer Stille vor uns liegen, mag ihn das Gewimmel des Wochenmarktes belegen, immer gibt er ein reizendes, sehenswertes Bild. Und welchen Reichtum an Ansichten, die uns um Jahrhunderte zurückversetzen, bieten die Straßen und Gässchen der alten Eisenstadt, wie herrlich thront ihr alter Dom mit seinen edlen gotischen Formen über der Stadt, wie imponierend wirkt das Lamberg'sche Schloss, die alte Styraburg, einst Residenz der Herzoge von Steyr, wie lassen sich von der Säulenhalle des alten Bürgerspitals bis zu den reizenden Rokokofassaden am Stadtplatz die Formen der Baukunst seit dem Mittelalter her verfolgen und studieren.

In dem 1935 zu Stuttgart erschienenen umfangreichen Werk "Das mittelalterliche Wohnhaus in deutschstämmigen Landen" von Roland Anheißer lesen wir: "Eine der interessantesten Städte Österreichs ist Steyr. Am Einfluss der Steyr in die Enns gelegen, baut sich die Stadt gar malerisch auf. Die eigentliche Stadt liegt auf der Landzunge zwischen den beiden sehr wasserreichen Flüssen, über welche Brücken nach den Vorstädten Ennsdorf und Steyrdorf führen. An der Spitze der Landzunge erhob sich die heute nur noch in ganz verbauten Resten erhaltene schon im 10. Jahrhundert erwähnte Burg Steyr.

Prachtvoll ist der große Stadtplatz, eine der herrlichsten Platzanlagen, die es überhaupt gibt. Ihn umrahmen die prächtigsten alten Häuser, gotische des 15. Jahrhunderts, wie das wundervolle Bummerlhaus und solche späterer Zeit bis zum Barock, alle in edelstem Aufbau und durch die Vielgestaltigkeit der Stilformen ein wundervolles Gesamtbild, das in dem Barockbau des Rathauses mit dem hohen graziösen Turm und dem schönen, ebenfalls aus der Barockzeit stammenden Marktbrunnen seinen harmonischen Ausklang findet".

In jüngster Zeit ist es der bekannte Kunstschriftsteller R. W. Litschl, der in seinem Buch "Kunststätten in Oberösterreich" unserer Stadt ein, Loblied singt: "Wer zum ersten Male nach Steyr kommt und von der Ennsbrücke plötzlich die Altstadt erblickt, glaubt sich ins Mittelalter versetzt. Dieses Bild einer längst vergangenen Zeit wirkt so bestimmend, dass der Gast die Enge Gasse schon als ein völlig anderer betritt und das Wunder des Stadtplatzes mit den ruhigen, jeder Hast abholden Sinnen eines jener Handwerksmeister erlebt, die diesen 'Festraum' gestaltet und geschaffen haben.

Wohl keine Stadt - auch Nürnberg, Rothenburg, Dinkelsbühl, Nördlingen oder Hildesheim nicht - kennt eine solche lange, stolze Reihe gotischer Baudenkmäler und inmitten ein Rathaus, das alle Zierlichkeit und Lebensfreude des. Barocks sichtbar werden lässt. Diese ungewöhnliche, aber durchaus harmonische Gegenüberstellung zweier scheinbar wesensfremder Stilepochen kennt Steyr allein, und hier findet sich auch der Schlüssel zu dem für jeden Fremden zunächst unerklärlichen, nur instinktiv fühlbaren Wesen der Stadt".

Um auf das Alter und die Bedeutung der in diesen Zitaten, aber auch in Liedern und Gedichten gerahmten sehenswerten Bauwerke der Fremdenverkehrsstadt Steyr, an denen der Einheimische meist achtlos vorübereilt, der Fremde aber sie staunend betrachtet, hinzuweisen, wird eine ausführliche Darstellung der Geschichte der wichtigsten Bauten veröffentlicht.

Dr. Josef Ofner